Warum kommt es immer so plötzlich? Und warum bin ich dem ganzen dann immer so ausgeliefert? Ich will das nicht mehr ertragen müssen. Wochenlang geht's mir gut und ich empfinde keine tiefen negativen Gefühle, alles im Bereich des Aushaltbaren. Und dann schleicht es sich Tag für Tag ein und packt mich wie ein Monster von allen Seiten und umso mehr ich mich wehre, desto enger umschlingt es mich und quält mich. Ich will abends nicht mehr schlafen gehen, weil ich weiß, dass da ein weiterer Tag auf mich wartet, der mich quälen wird. Mein größter Feind ist zur Zeit die Ruhe und die Stille. Nichts zu tun zu haben. Niemanden, der mich ablenkt von all dem, weil jeder seinen eigenen Alltag zu bewältigen hat und ich niemandem zur Last fallen will. Zu viel Zeit, um doofen Gedanken viel Platz zu lassen.
Wenn mich im Supermarkt jemand fragt, wie es mir geht, dann ist das einzige, worauf ich achte, dass ich meine Tränen zurückhalte. Wenn ich in meinem Auto sitze, würde ich so gerne mit Vollgas gegen eine Wand fahren. Nicht, weil ich suizidgefährdet bin, sondern weil diese tiefen Gefühle sich anfühlen, als würde ich von innen verätzen und es ist einfach nicht auszuhalten. Ein Leben zwischen Hass, Wut, Enttäuschung, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Angst. Angst davor, dass es nicht mehr aufhört, dass es mich immer und immer wieder quält.
Mein Verstand weiß, dass es immer nur Phasen sind und nicht mein gesamtes Leben aus diesen Momenten besteht. Diese Phasen sind auch viel weniger geworden, gerade kann ich mich nicht einmal daran erinnern, wie lange die letzte her ist. Aber zu wissen, dass es wieder aufhören wird, heute oder morgen oder vielleicht nächste Woche, macht es nicht erträglicher.
Es fühlt sich an, als würde ich in einem sehr engen Raum eingesperrt sein, wo ständig jemand das Licht an und aus macht, wo die Wände sich bewegen und mich immer mehr in die Ecke drängen. Wo die Luft zum Atmen immer weniger wird, bis ich fast darin ersticke. Wo ich verprügelt werde, von elektrischen Boxhandschuhen, denn dort ist niemand außer mir. Kein Lebewesen, außer mir, ist in diesem Raum. Von außen können sie alle zusehen, wie ich gequält werde und sie drücken Knöpfe, die ein Foltergerät nach dem anderen auslösen und freuen sich, mich so zu sehen. Wer "die" sind? Keine Ahnung. Irgendwer und Niemand zugleich.
Ich habe gelernt, mit dem Alltag umzugehen und Dinge, die für die meisten selbstverständlich sind, neu zu lernen, um besser zurecht zu kommen und mich nicht permanent von meinen Gefühlen steuern und kontrollieren zu lassen. Darin bin ich auch wirklich gut geworden. Aber auf diese Gefühls-Tsunami's, darauf kann man nicht vorbereitet sein, die muss man hinnehmen, aushalten und durchhalten. Natürlich ist so ein "Tsunami" erträglicher, wenn man jemanden da hat, der mit einer warmen Decke oder einer coolen Unternehmung auf einen wartet, was einen einfach mal kurz den Moment vergessen lässt. Aber auch das, kann ich nicht jedes Mal verlangen. Ich muss lernen, diese Stürme auch alleine durchstehen zu können, denn niemand kann nachempfinden, was da wirklich in mir passiert und wie unaushaltbar das eigentlich ist und darum ist auch nicht jeder bereit bedingungslos da zu sein und vielleicht auch über Tage meine Tränen aufzufangen.
Es kann sein, dass ich morgen aufwache und alles ist wieder okay, der Sturm hat sich gelegt und ich muss "nur noch" die Verwüstung in mir wieder aufräumen. Es kann aber auch sein, dass das noch einige Tage anhält. Aber egal, wie lange dieses Etwas, was auch immer es ist, noch in mir bleibt, ich muss es akzeptieren und nicht bekämpfen. Denn jeder Kampf, ist ein Kampf mit mir selbst und der Verlierer bin dann immer ich. © Charis' Lifestyle Instagram YouTube Facebook Onlineshop