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NIE WIEDER! dachte ich....



Samstag Abend. Es ist wieder soweit. In meinem Kopf ein kompletter Kurzschluss und alle Sicherungen knallen raus. Schon tagsüber habe ich die letzten Tage gemerkt, wie meine Gedanken wieder langsam eine abwärts Spirale hinunterrutschen und ich kann nichts tun. "Ich bin für alle nur eine Last! - Alle sind genervt von mir! - Mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen! - Ich bin NICHTS wert und es hat doch alles keinen Sinn mehr." Und dann wird es dunkel draußen. Alle kommen langsam zur Ruhe und in mir steigt die Unruhe auf. Ich kann die Uhr danach stellen, im Herbst zerfrisst es mich. Jedes Jahr auf's neue. Jedes Jahr hoffe ich, dass ich nicht wieder dran bin, aber es kommt und erschlägt mich einfach.


Heute ist Sonntag und bevor es nochmal so schlimm wird wie gestern, habe ich den Tag direkt mit einer halben Tablette meiner Notfallmedikation begonnen und es war eine gute Entscheidung. Doch was genau ist an diesem Samstagabend eigentlich passiert? Ich versuche es mal euch zu erzählen...


Ich habe Essen gemacht. Danach musste ich die Küche schrubben, weil ich in diesen dunklen Phasen der Depression auch immer so unendlich sensibel bin und nirgends darf dann etwas sein, was mich stört. Also habe ich die Küche geschrubbt und dabei schon gemerkt, wie ich in eine Panikattacke rutsche. Herzrasen, das Atmen fiel mir schwer, der ganze Körper hat gezittert und trotzdem kann ich dann nicht aufhören. Als ich dann fertig war, war ich am Ende. Ich habe mich gedanklich unbewusst aus der Realität verabschiedet und ZACK, war ich drin in meinem eigenen Gedankenfilm.


Ich dachte mir, ich ziehe mir schon mal Schlafsachen an, vielleicht komme ich dabei ein bisschen zur Ruhe. Hmm..., ne, das war jetzt nicht so die optimale Idee. Das hat ehrlich gesagt nur noch mehr Panik in mir ausgelöst, weil mir bewusst war, der Tag ist jetzt zu ende. Ich komme da jetzt nicht anders raus. Egal, Schlaf-Shirt habe ich angelassen, meinen Pullover wieder drüber gezogen und dann musste ich erstmal raus aus meiner Wohnung. Ich habe bitterlich geweint, war total in Panik und total neben der Spur. Keine zwei Meter vor der Haustür habe ich gemerkt, ich pack's nicht mehr. Ich verliere die komplette Kontrolle. Es ist wirklich ALARMSTUFE ROT!


Direkt bin ich ins Auto und völlig automatisch zu meinen Eltern gefahren. Ich konnte schwer sehen, durch die Tränen in den Augen. Ich konnte nicht reden, weil ich so sehr geweint habe, ich hatte einen meiner schlimmsten Nervenzusammenbrüche. Und ja, ich bin zu meinen Eltern gefahren, weil ich den Impuls hatte, nicht mehr leben zu wollen. Nicht, weil ich mich jetzt so doof finde oder weil ich mein Leben gerade doof fand. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. In meinem Kopf sind diese ganzen negativen Gedanken so laut geworden, als hätte ich tausende von Stimmen in meinem Kopf und alle brüllen und schreien durcheinander, wie scheiße ich bin, wie scheiße mein Leben ist und das alles keinen Sinn mehr hat. ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS!


Bei meinen Eltern angekommen, bin ich hochgerannt in den 3. Stock, mein Stiefpapa hat die Tür aufgemacht und ich bin weinend in seine Arme gefallen und gefühlt standen wir dann so 10 Minuten da, weil mein ganzer Körper so verkrampft war, dass ich nur noch gezittert habe und geschrien. Es war, als müsste ich diese lauten Stimmen in meinem Kopf rausschreien und rauspressen, durch das verkrampfen. Jup, da war ich wieder. Angekommen in der Hölle!


Während ich das alles so locker runterschreibe, wird vielleicht nicht so deutlich, wie ernst es wirklich war. Ich will nichts dramatisieren, aber hätte ich diese Krankheit nicht schon seit 10 Jahren und wüsste, wann die Kacke am brennen ist, dann hätte ich mir zu 99% gestern das Leben genommen. Ich habe es nicht gemacht, weil ich stärker sein wollte, als diese scheiß Monster in meinem Kopf! Und für diesen Abend war ich stärker und habe gesiegt, aber dieser Kampf war einer der schwersten, zumindest fühlte es sich so an. Und ich will das auch einfach nicht mehr, immer und immer wieder durch diese tiefe dunkle Hölle gehen.


Das aller schlimmste daran, was mich wirklich fertig macht ist, dass ich es alles bewusst mitbekomme. Ich spüre, wie die Gedanken immer negativer werden, ich fühle, wie es mich auffrisst und zerstört. Ich merke bewusst, dass meine Gedanken in die falsche Richtung gehen, aber ich kann nichts tun. Es ist, als würde ich neben mir sitzen und mir dabei zusehen... Wie ein schlechter Film, nur das man den verlassen kann oder einfach ausmachen, wenn man ihn doof findet. Meinen eigenen Film, dafür gab's irgendwie keine On-Off-Taste. Und als ich heute morgen wach wurde, war ich so unter Anspannung, dass ich schon zitternd aufgestanden bin und das ist einfach nicht machbar für mich, das ganze ohne medikamentöse Unterstützung zu überstehen. Ich versuche wirklich auf so viele Sachen zu verzichten wie möglich und möchte es aus eigener Kraft schaffen, aber manchmal, da geht es einfach nicht.


Niemandem wünsche ich es, diese Momente durchleben zu müssen und jedem, der es auch durchmacht, wünsche ich so viel Kraft, dass er es durchhält. Ich weiß, wie schwer das ist und ich weiß, dass keine Worte der Welt, das alles schöner machen können. Aber DIE eine Lösung gibt es einfach nicht dafür, denn sonst gäbe es keine Psychotherapeuten mehr und keine Suizide, wenn die Lösung für diese Krankheit so einfach wäre...

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