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Unsichtbar & doch da 🍃



Heute erst erlebt. Ich war mit meinem Steifpapa auf dem Rückweg vom Arzt nach Hause. Er hat eine Knieverletzung, die allerdings sehr gut verheilt. Trotzdem muss er noch auf Krüken laufen. Ich habe keine Krüken oder einen Verband um meine verletzte Seele. Trotz Schmerzen ... Auf dem Weg nach Hause, trafen wir draußen, vor dem Haus, meine Nachbarin, die gerade ihren Müll entsorgte. Anstandshalber sagten wir natürlich "Hallo" und sie antwortet ebenfalls mit "Hallo". Plötzlich sah sie meinen Stiefpapa an und sagte : "Oh nein, sie sind ja verletzt. Hoffentlich nichts Schlimmes!" und grinste dabei etwas schelmisch. Dazu muss man sagen, meine Nachbarin kennt meinen Stiefpapa nicht mal, die haben sich noch nie gesehen. Und wisst ihr was in diesem Moment in mir vorging? Meine Gedanken: "Na toll, mein Stiefpapa wird angesprochen, weil er auf Krücken läuft. Aber wenn man wie ich, Augenringe bis zum Kinn hat, völlig zerstrubbelte Haare, weil ich es einfach nicht schaffe, mich zurecht zu machen, weil die Kraft fehlt, ich ungeschminkt und völlig fertig mit letzter Kraft durch die Gegend laufe, das bemitleidet keiner! Das sieht vorallem keiner und da fragt sich auch keiner ob es mir vielleicht schlecht gehen könnte! Wahrscheinlich denken die anderen, ich wäre ungepflegt, hätte mal schlecht geschlafen oder wäre einfach nur zu faul um mich fertig zu machen und mir sei mein Äußeres völlig egal." Eigentlich weis mein Verstand, dass diese Gedanken nur meine Gedanken sind und ich nicht mal glaube, dass andere Menschen überhaupt so viel denken, wenn sie mich sehen. Oder mich überhaupt wahrnehmen... Doch irgendwie lässt mich diese Situation nicht so richitg los. Ich habe daran sehr zu knabbern. Immer wieder kommen Gedanken wie: "Muss ich erst wieder etwas offensichtliches an mir verletzen, bis ich mal jemandem leid tue? Bis mir mal jemand fremdes sagt, er hofft ich bin bald wieder gesund und er hofft meine Verletzung ist nicht so schlimm?" Im selben Moment kommt die gute Seele, die leider sehr klein ist, in mir raus und flüstert mir: "Nein, tu das nicht. Tu dir nicht selbst weh für Leute, die dich nicht würdigen und zu schätzen wissen." In der nächsten Sekunde poltert aber schon der Teufel in mir wieder los, dessen Stimme um einiges Lauter ist und sehr zu mir durchdringt: "Doch! Zeig allen , dass es dir schlecht geht! Verletzte dich, bis auch der letzte Mensch auf der Straße wieder sieht, dir geht es schlecht! Los, mach schon!" Es ist gerade wirklich ein unglaublicher Kampf gegen mich selbst. Und da sieht man mal wieder, einen "Gesunden" würden solche Situation nicht mal 5 Minuten im Kopf herumschwirren. Ich kann mich davon einfach nicht abgrenzen und rutsche innerhalb Sekunden immer wieder in die Verzweiflung ab. Ich bin klitschnass, völlig verschwitzt von dem Kampf. Aber es ist nicht so ein Kampf, wie man ihn sich vorstellt, das ich mich irgendwie großartig bewege. Nein. Ich sitze ganz ruhig auf dem Stuhl vorm PC und starre vor mich hin. Für andere ist es unsichtbar, was in mir passiert, doch für mich ist es einer der schwierigsten Kämpfe... Unsichtbar & doch da...


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