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AutorenbildCharis' Lifestyle

Wie sage ich es meinen Eltern/Freunden? | Depressionen



Diese Frage stellen sich viele Betroffene, die noch keine offizielle Diagnose haben, sich aber einfach komisch bzw anders fühlen, ohne erkennbaren Grund. Eine berechtigte Frage und schon der erste Schritt, in die richtige Richtung: Darüber sprechen! Man kann natürlich immer Gefahr laufen auf Unverständnis zu treffen, aber das kann man auch bei allen anderen Sachen, über die man spricht. Wichtig ist es, erstmal zu erkennen, ob es sich nicht "nur" um Liebeskummer oder einige Tage schlechte Laune handelt. Um das herauszufinden gibt es bestimmte Krankheitszeichen, die erkennbar sein sollten und das mindestens über zwei Wochen hinweg. Es gibt drei Kernsymptome: gedrückte Stimmung, Interessen- und Freudlosigkeit sowie ein reduzierter Antrieb. Man selbst beginnt zu spüren, das Tag für Tag, die banalsten Dinge zu einer Herausforderung werden und man sich nicht erklären kann, warum das plötzlich so ist. Das verleiht einem natürlich erstmal eine riesige Unsicherheit. & daher kann ich euch nur raten, sucht euch für eure "erste Offenbarung" gegenüber einem anderen Menschen jemanden aus, den ihr schon lange und gut kennt. Jemanden, der euch nicht auslacht, wenn ihr euch über Banalitäten unterhaltet! Jemanden, dem ihr vertraut ! Es kann der Papa oder auch die beste Freundin sein.

Der erste Schritt: Nimm dir bewusst vor ihm/ihr davon zu erzählen. Und nimm dir Zeit dafür. Es ist so ähnlich, als würdest du eine Art Referat/Vortrag vorbereiten, Das macht fast niemand gerne, aber wenn man es dann geschafft hat, ist man froh.

Zweiter Schritt: Setze dich an den PC oder nimm dir Stift und Zettel zur Hand und schreibe alles auf, was anders ist. Alles, was dich daran zweifeln lässt, dass mit dir alles in Ordnung ist. Das können Gedanken, Gefühle, Handlungen, Gespräche, Rituale, uvm. sein. Schreib alles nieder, was dir einfällt. Egal wie blöd du dir vielleicht dabei vorkommst. Es kann auch erstmal ein völliges Chaos an einer Sammlung aus Wörtern sein, wenn du noch nicht sortiert an das ganze rangehen kannst. Das ist völlig okay! Wenn du das gemacht hast, leg das ganze erstmal beiseite. Dritter Schritt: Einen Tag danach, nimmst du dir einen ruhigen Moment und schaust dir nochmal an, was du alles aufgeschrieben hast. Vielleicht erkennst du Dinge, die heute nicht mehr da sind und doch "nur" zum Thema 'Schlechte Laune' gehören, vielleicht fallen dir aber auch noch mehr Dinge ein, die dir gestern nicht in den Kopf kamen. Versuche dann, das ganze so zu sortieren, dass DU es verstehst. Was dort steht und was es bedeutet. Es muss für andere nicht verständlich sein, es reicht, wenn DU es verstehst.

Vierter Schritt: Der nächste Schritt ist dann, deine Bezugsperson anzurufen oder ihr zu schreiben und sie zu informieren, dass du gerne mit ihm/ihr mal sprechen möchtest und es dir sehr wichtig ist. Das ist für viele oft das schwierigste, jemanden nach seiner Zeit zu fragen. Aber wenn der-/diejenige wirklich an deinem Wohlergehen interessiert ist, wird er/sie sich Zeit für dich nehmen. Wähle das Treffen an einem Ort aus, wo du dich wohl und geborgen fühlst. Ein Ort, der dir Sicherheit gibt. *Tipp: Auch wenn du deinen Eltern jeden Tag über den Weg läufst oder auch noch bei ihnen wohnst, suche das Gespräch nicht zwischen 'Tür und Angel', sondern nimm dir auch dafür Zeit und suche dir einen passenden Ort aus, der auch gerne außerhalb der Wohnung sein darf.

Fünfter Schritt: Wenn ihr euch dann für ein Treffen verabredet habt, nimm all deine Zeichnungen, Texte und was du dir notiert hast mit. Sage ihm/ihr dann zuerst, dass du nicht weißt ob er/sie es schon bemerkt hat, aber du fühlst seit einiger Zeit, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Du fühlst dich anders als sonst. -Spätestens da wirst du merken, ob Verständnis bei deinem Gegenüber herrscht oder er in Gelächter ausbricht. Versuche abzuwegen, ob du es weiterhin für richtig empfindest dieser Person das alles zu erzählen oder ob deine Wahl vielleicht doch auf jemand anderen fallen soll.-

Solltest du feststellen, du bist mit deinen Sorgen auf ein offenes Ohr gestoßen, nimm deine Notizen in die Hand und nutze sie als "Leitfaden". Schaue darauf und versuche dich zu erinnern, wie es dir erging, als du das alles aufgeschrieben hast. Das war ein Moment, in dem du ganz bei dir warst und du genau das, was dort steht so empfunden hast. Dieser "Leitfaden" hilft dir, dich daran zu erinnern, wie ernst es dir eigentlich ist, mit jemandem darüber zu sprechen. Erzähle ihm/ihr, was du dort alles notiert hast und warum. Wenn du auf Verständnis stößt, halte dieses Gefühl fest und speicher es ganz fest in dir ein. Du wirst es noch oft brauchen, wenn du auf Unverständnis stößt! ♥

Sechster Schritt (wichtig) : Wenn du diese Hürde überwunden hast, dann hast du dir erstmal eine Belohnung verdient! Schnapp dir deine vertraute Person und geht ein Eis essen oder einen schönen Kaffee trinken! Das ist sehr wichtig, sich selbst für Erfolge zu belohnen. Egal, wie klein sie manchmal für einen selbst scheinen. Auch mit kleinen Schritten kommt man an's Ziel ! :-)

Wenn dir das alles völlig unmöglich erscheint, gibt es eine zweite Variante. Du kannst dich zuerst an deinen Hausarzt wenden und ihm davon erzählen. Allerdings würde ich auch da, den oben genannten "Leitfaden" nutzen, um dich nicht in deiner Aufregung zu verlieren. Ich vergesse auch oft Dinge, die ich jemandem unbedingt erzählen wollte und wenn ich dann da sitze, ist absolute Leere in meinem Kopf. Dein Hausarzt wird dir zuhören und deine Bedenken auch ernst nehmen. Wenn nicht, dann such dir bitte bitte bitte einen neuen Hausarzt. Denn dann liegt es nicht an dir, sondern an ihm/ihr. Wenn du dich verstanden und ernstgenommen fühlst, ist das schon mal der richtige Weg. Wenn es dir schwer fällt mit jemandem, außer deinem Arzt, darüber zu sprechen, bitte ihn darum, dass er es deinen Eltern erklärt. Oft wirken Ärzte glaubwürdiger, als würde man es selbst erzählen.

Doch egal, wie du dich entscheidest, ich glaube an dich und weiß, du wirst es schaffen! Es ist kein leichter Weg, aber er ist machbar!

Scheue dich nicht davor, dazu zu stehen. Es ist eine Krankheit, kein Rumjammern.

Mit einem gebrochenen Bein oder einer offenen Wunde, würden wir auch nicht zweimal überlegen, es behandeln zu lassen. Warum dann, wenn unsere Seele krank ist?!

Ich wünsche jedem von euch alles Gute und vor allem ganz viel Kraft und Mut bei diesem ersten wichtigen Schritt und hoffe, dass ich euch ein wenig helfen konnte ! ♥ Dieser Beitrag darf sehr gerne geteilt werden.


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