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Ich versuche Depressionen zu erklären



Ich versuche Depressionen zu erklären.

> Gefangen im unsichtbaren Glaskasten! <

Ich sitze in diesem Glaskasten, jeden Tag. Ich schaue den anderen beim Leben zu. Wie sie zur Arbeit gehen, wie sie Einkaufen gehen, wie sie zum Bäcker gehen, wie sie sich über Falschparker ärgern, tiefe Freundschaften schließen und ihre Freiheit genießen.

& dann gibt es da mich. Ich sitze fest in diesem Kasten aus Glas. Ab und zu öffnet der Kasten seine Tür einen Spalt weit, damit ich mal schnuppern kann, wie sich Leben vielleicht anfühlen könnte. Aber diese Tür schließt sich dann auch immer ganz schnell wieder, weil sie für mich gefährlich ist. Jeder unerlaubte Fluchtversuch, wird mit einer Folter von meiner Depression bestraft, bis ich den Wunsch habe, nicht mehr leben zu wollen.

Meine Depression sagt mir: "Wenn du deinen Glaskasten verlässt, verlierst du deinen Schutzraum! Den Schutzraum, den ich dir gebe! Du hörst sie alle klar und deutlich reden, das wird dir zu laut sein! Du siehst sie alle so lebendig und lebensfroh, das wird dich traurig machen! Du spürst all ihre Liebe, die sie in sich tragen und jedem geben, außer dir, das wird dir das Herz brechen! Du spürst ihre fordernden Blicke und sie werden dich überfordern! Du erkennst ihr falsches Lachen und es wird dich zerstören! Verlässt du deinen Kasten, ist es, als würdest du dich in die Mitte all deiner Mitmenschen stellen und schreien: "Los schießt alle auf mich!" Willst du das etwa?"

Ich schüttel mit dem Kopf, senke ihn langsam und wische mir die Tränen aus meinem Gesicht. Ich will das alles nicht. Es macht mir Angst. Und meine Depression, lässt es doch alles so glaubwürdig wirken. Sie schafft es, dass sich alles immer wieder so echt und real anfühlt. Ich höre lieber auf sie, denn wenn keiner mehr da ist, verlässt mich meine Depression so schnell nicht.

Wenn meine Depression allerdings Tage hat, an denen sie erschöpft ist, weil sie sehr viel Zeit damit verbringt, mir zu zeigen, wie böse diese Welt da draußen ist, verliert auch sie dadurch manchmal etwas Kraft.

An diesen Tagen, darf ich auch mal "raus gehen". Meine Depression sagt mir: "Geh nur, heute hast du mehr Kraft und bist stärker, als sonst. Du bekommst einen kleinen Schutz mit, den keiner sieht, aber jeder zu spüren bekommt. Fühl dich frei! :-)

Es fällt mir schwer, das zu glauben, aber ich traue mich ein wenig raus. Der unsichtbare Schutz fühlt sich an, wie eine Fußfessel, an einem langen Seil. Ich kann zwar raus aus meinem schützenden Kasten, aber nicht für immer und vor allem nicht zu weit weg!

Sobald meine Depression wieder bei Kräften ist, beginnt sie, an diesem Seil meiner unsichtbaren Fußfessel zu ziehen. Erst nur ganz zart, aber ich will nicht wieder zurück. Ich genieße doch gerade das Leben, so wie die Menschen, die ich sonst immer nur beobachten kann. Ich will das immer so machen! Ich will, dass das so bleibt! Aber dann zieht sie immer stärker und wird richtig wütend, bis sie mich zu Boden zwingt und ich gar nicht anders kann, als wieder in meinen Glaskasten zurück zu gehen.

Diesen Glaskasten sieht keiner außer mir und meiner Depression.

Darum verstehen auch viele nicht, dass ich keinen zu nahe an mich ranlassen kann. Bei jeder Berührung und jedem zu positiven Gefühl, bekommt das Glas kleine Risse und diese Risse, knacken so laut, dass meine Depression erschrickt und ich denjenigen/diejenige wegstoßen muss, um keinen 'Ärger zu bekommen'. Die einzige Ausnahme macht meine Depression bei manchen Kindern und einigen Tieren.

Aber ich weiß, irgendwann werde ich genug Kraft haben. Irgendwann, werde ich mich meinen Ängsten stellen. Irgendwann, werde ich meine Depression in diesen Kasten sperren und sie irgendwo in einem tiefen Ozean versenken. Irgendwann....

*Dieser Text wurde frei verfasst von Charis' Lifestyle Das Kopieren ist nicht erlaubt. Geteilt werden, darf dieser Beitrag sehr gerne ! :-)

Für den einen oder anderen mag es etwas "psycho" klingen, aber >SO< erlebe ich mein Leben mit den Depressionen.


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