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Deine "Schonfrist" ist abgelaufen! ⌚



Ich glaube jeder kennt das. Man ist krank, aber wenn es einem dann nach so 1-2 Wochen wieder besser geht, wird sich dann auch nicht mehr so doll um einen gesorgt oder gekümmert. Schließlich ist man ja auf dem Weg der Besserung.

Tja, nur leider ist das bei einer psychischen Erkrankung, wie der Depression, nicht ganz so einfach mit dem "Weg der Besserung". Man kann halt nicht sagen, jetzt bin ich so ca. 2 Wochen schlecht drauf und danach geht's wieder und ich komme alleine super klar.

Mit Depressionen kann es immer soweit sein, dass man sich das Leben nehmen will. Dass all diese Gedanken und Gefühle einen erdrücken und zerstören und da gibt es keine Vorwarnung, wie bei einem Husten, der sich mit leichtem Halskratzen anmeldet.

Ich gehe zum Arzt, weil irgendetwas nicht stimmt mit mir. Allein dieser Schritt kostet mich schon eine unheimlich große Überwindung und ganz viel Kraft. Und da sitze ich nun. Vor dem Arzt, der mich fragend ansieht. Ich erzähle ihm was mich belastet, was ich für Schmerzen spüre und das plötzlich alles wie Krautsalat in meinem Kopf ist. Seine Diagnose: Depression!

Okay, aber was heißt das jetzt für mich? Muss ich mich jetzt ne Woche ausruhen? Oder soll ich jetzt weinen und mich verkriechen? Weil sowas macht man doch, wenn man 'ne Depression hat, oder? Ich bin verwirrt. Ich will gar nicht immer weinen und traurig sein, was mach ich denn da jetzt am besten? Erstmal nach Hause und mit meinen Eltern drüber sprechen. Die erste Reaktion von ihnen: Mitleid und Mitgefühl. Wie gesagt, die ERSTE Reaktion. Wenn ich dann aber wieder 'nen guten Tag habe, freuen sie sich und sagen Dinge wie: "Oh wie schön, dass es dir wieder besser geht! Ich wusste doch, dass du wieder gesund wirst, bist doch ein starkes Mädchen!" Und jetzt? Was sagt man da? "Nein, das bin ich nicht, ich will eigentlich jeden Tag sterben und mit deinen Worten hast du mich gerade wieder daran erinnert!"? Das verstehen die doch eh nicht! Wie denn auch? Sie wissen ja nicht wie es ist... Also lächeln und nicken, das geht eigentlich immer. Ich ertrage die viel zu übertriebene Umarmung meiner Mutter und hoffe, das bald wieder ein Moment kommt, wo ich kurz alleine bin und weinen, schreien oder mich auch einfach nur verletzten kann. Ich kann dem Druck nicht mehr lange standhalten. Ich ertrage das alles so nicht mehr.

& dann höre ich sie schon sagen: "Warum hast du das denn gemacht? Warum verletzt du dich? Wir sind doch immer für dich da? Warum sagst du denn nichts, Kind?" Was ich sage: "Ähm... ist nicht so schlimm, war ein Ausrutscher." Was ich denke: "Ja hallo? Was zur Hölle soll ich euch denn erzählen? Ihr wollt doch hören, dass ich, eure tolle,starke Tochter, das alles wieder in den Griff bekomme. Dass ich bald wieder gesund bin. Aber das alles ist so viel komplizierter, als ihr denkt!"

& so zieht es sich von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Bis es bald schon 1 oder 2 Jahre sind, die ich krank bin. Die Fürsorge und das Mitgefühl wird von Tag zu Tag weniger. Die Vorwürfe immer mehr und Verständnis gibt's schon lange nicht mehr. >MEINE "SCHONFRIST" IST ABGELAUFEN!<

Zu lange bin ich schon krank. Zu lange gehe ich ihnen mit meinem "Ich kann nicht mehr!" auf die Nerven. Zu oft heule ich ihnen die Ohren voll und merke, wie unerträglich ich für mein komplettes Umfeld geworden bin. Denn keiner will einen Menschen um sich haben, der ständig "aus heiterem Himmel" rumheult, dem immer alles zu viel ist und der ständnig nur meckert und rumzickt. Also heißt es: "Fresse halten und funktionieren!" 'Funktionieren' bis ich mal kurz alleine bin und verzweifeln und zusammenbrechen darf, ohne dafür verurteilt zu werden.

Aber das klappt leider nicht immer so ganz. Manchmal überkommen mich die Tränen und ich kann nicht mehr innehalten. Ich weine lautstark. Doch glaubt nicht, dass es da immer noch heißt: "Was ist denn los? Komm mal her, meine Süße!". Nein! Da wird nur noch kurz hingeguckt und abgecheckt ob es lebensbedrohlich ist, was ich da habe und wenn ich "nur" da sitze und weine, ist es ja nichts schlimmes. Das ist ja schon "normal". Die Worte meiner Familie: "Ach, das kennen wir schon. Das kommt einfach immer mal so. Das hört aber auch bald wieder auf!"

& dann fragen sie sich irgendwann: "Aber warum hat sie denn nichts gesagt? Sie hätte doch mit uns reden können? Es schien ihr doch so gut zu gehen! Ich verstehe das alles nicht...."

& in meiner Akte steht nur noch: Erfolgreicher Suizid! Ich freue mich auf euer Feedback! ☺ ♥ *Dieser Text ist von mir Charis' Lifestyle verfasst. Er darf nicht kopiert, aber sehr gerne geteilt werden! ❤


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