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Wenn das NICHT-Arbeiten zur Last wird


Lustig. Vor knapp einem Jahr hätte der Titel dieses Beitrags noch gelautet: Wenn der Druck wieder Arbeiten gehen zu müssen zur Last wird. Und jetzt? In meinem Leben gab es einige Veränderungen, die mich dazu bewogen haben, mich wieder in die Arbeitswelt zu trauen. Von heute auf morgen stand mein Entschluss fest. Nach über 5 Jahren war es nur ein kurzer Moment, in dem ich ganz kurz mutig sein musste. Und das war ich. Ich habe meine Bewerbung für einen Aushilfsjob fertig gemacht, bin hingefahren und hatte den Job. Viele schrecken zurück, wenn sie die 5 Jahre Krankheit ohne Arbeit auf meinem Lebenslauf lesen, aber ich denke mir dann immer: Wenn Sie mir jetzt keine Chance geben, werden die 5 Jahre nicht weniger, sondern es werden 6 oder 7 Jahre. Und mit diesem Gedanken bin ich auch in mein Bewerbungsgespräch. Positives Denken soll ja bekanntlich helfen und so war es dann auch bei mir. Ich hatte den Job. Ein tolles Gefühl. Mir kullerten kleine Tränchen über mein Lächeln. 💧


Die ersten Arbeitstage standen an, mir ging die Pumpe, aber ich habe an mich geglaubt. Da ich die volle Erwerbsminderungsrente bekomme, darf ich am Tag nur 3-4 Stunden arbeiten und auch nur 3-4 Tage die Woche. Das muss sich dann auch erstmal einpendeln, aber für meine Gesundheit ist das eine wirklich gute Regelung. Denn mehr würde ich auch (noch) gar nicht schaffen. Diese 3-4 Stunden geben mir ein gutes Gefühl, denn es macht so viel mit einem. Ich werde wertgeschätzt, ich bekomme Lob und Anerkennung und auch Kritik nehme ich gerne entgegen, da ich damit nur noch besser werden kann. Ich muss mich zurecht machen, egal wie ich mich fühle, ich zwinge mich auch dazu schöne Klamotten zu tragen für die Arbeit und nicht in meinem Lieblings-Kuschel-Hoodie dort hinzugehen. Denn das macht schon was mit einem, wenn man sich so kleidet und zurecht macht, dass man sich sportlich und chic fühlt. Ich selbst unterschätze es auch oft, aber wenn man in den Spiegel schaut und mit einem lächelnden Nicken weitergehen kann, dann ist das schon was ganz großes für das Selbstwertgefühl. 💪


So weit, so gut. Doch dann kommen die ersten freien Tage oder auch freien Wochen, denn als Aushilfe, das sagt ja schon das Wort, ist man zum "Aushelfen" da. Und das wird nicht regelmäßig benötigt. Doch wie fatal sind so freie Zeiten eigentlich für mich und meine Gesundheit bzw. meine Erkrankung? Da gibt es nämlich kleine, aber feine Unterschiede. 2-3 freie Tage oder auch mal eine Woche sind toll, um mal wieder Luft zu holen, sich seinen Hobbies und seiner Freizeit zu widmen. Doch was ist, wenn man dann mal 2 oder 3 Wochen nicht weiter gebraucht wird und somit frei hat? Für mich ist es tatsächlich gar nicht so einfach. Gerade habe ich eine Struktur aufbauen können, schon sind da wieder diese 2 leeren Wochen, die ich ganz alleine füllen muss. Das habe ich doch die letzten 5 Jahre jetzt machen müssen. Viele denken, so viel freie Zeit muss unfassbar toll sein, aber man kommt an den Punkt, bei mir war er nach ca. 3 Jahren, da fällt dir nichts mehr ein, was du tun kannst. Und nicht nur das, umso weniger man zutun hat, desto antriebsloser wird man. Keine Aufgaben oder Routinen zu haben, gibt mir schnell das Gefühl nicht gebraucht zu werden. Ich sitze auf meinem Sofa und merke richtig, wie es mich verschlingt und ich immer weiter in dieses fiese schwarze Loch sinke. Keine Aufgabe -> Kein Antrieb -> Kein Grund das Haus zu verlassen -> schlechtes Gefühl -> es zerfrisst einen von innen -> Teufelskreis. ⭕️


Und nach den freien Tagen kostet es mich jedes mal auf's neue eine Menge Überwindung den Weg zur Arbeit zu bestreiten. Ich fühle mich noch nicht gefestigt. Vielleicht auch völlig normal nach über 5 Jahren ohne jegliche Verpflichtungen und Verantwortung. Es ist immer wieder, als wäre es mein erster Tag bei der Arbeit und zugleich macht es mir Angst, wenn ich daran denke, wieder regelmäßig ohne Pausen zu arbeiten. Mit 'Pausen' meine ich, die freien Tage. Ach, das muss ein wenig verrückt klingen, wenn ihr das nun lest und ihr denkt euch wahrscheinlich: "Hä? Was will sie denn nun? Arbeiten oder nicht?" 🤷🏼‍♀️


Leider ist das gar nicht immer so einfach, obwohl gerade ich, die Queen of "Schwarz-Weiß-Denken", die nur "Entweder - Oder" kennt, da keine Probleme haben sollte. Und doch befinde ich mich bei diesem Punkt in einem Graufeld. Auch mal was neues. Ich will definitiv arbeiten. Keine Frage. Aber es spielen jedes mal auf's neue viele Ängste und Sorgen mit und es kostet Kraft, sie immer und immer wieder zu überwinden. Aber ist es nicht vielleicht genau das, was das Leben ausmacht? Sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen, bis man sich wohl und sicher damit fühlt, um dann wieder neuen Herausforderungen entgegen zu sehen? 👣

Ich sehe es einfach mal positiv, dass ich nun keine depressiven Momente mehr wegen der Arbeit bzw der Angst vor der Arbeit habe, sondern meist dann, wenn ich nicht arbeite und zu viel Zeit zum Nachdenken habe. Ich wünsche jedem, der noch da steht, wo ich vor 5 Jahren stand, dass er seinen Mut nicht aufgibt und jeder Herausforderung positiv entgegensieht. Ich weiß, was für Kraft all das kostet, ich meine, ich stecke ja selbst auch noch irgendwie mitten drin.. Aber es lohnt sich. Das Leben kann so schön sein, wenn man sich gut fühlt mit sich selbst. Und nur das, sollte das Ziel von jedem einzelnen sein: Sich mit sich selbst in seinem Leben gut zu fühlen. ♥️ © Charis' Lifestyle Instagram YouTube Facebook Onlineshop


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